The Dorf

 

The Dorf in der Liebfrauenschule Mülhausen


Das, was am späten Samstagabend rund 300 Gäste im Pädagogischen Zentrum (PZ) der
Liebfrauenschule (LFS) Mülhausen unterhielt, ist eigentlich unbeschreiblich. Die 25-köpfige,
mehrfach ausgezeichnete Musikgruppe "The Dorf" gab dort ein Gastspiel. Die Kulturinitiative
Grefrath, kurz KinG, stellte einen beachtlichen Konzertabend auf die Beine, an dem sich zwei
weitere Formationen beteiligten.


Den Anfang machte die schuleigene Big-Band unter der Leitung von Musiklehrer Jakob
Stauber, was erstaunlich viele junge Leute in das Schulgebäude lockte. Auf der Setliste standen
neben aktuellen Charts-Titeln ("Wake Me Up" von Avici) mit "Watermelon Man" und "Beyond
The Sea" klassische Jazzstücke sowie Filmmelodien à la James Bond ("Sykfall", Adele).  
Der verdiente Applaus der Anwesenden war dem ambitionierten Nachwuchs dafür sicher.
Dieser gefällige Auftakt sollte der leichtverdaulichste Part des Abends bleiben.

 

Treibende Elektrobässe, tiefgründige Flächen und Drones waren die Zutaten des 2013 aus dem Ambient-
Jazz-Projekt "belgium" hervorgegangenen "Byggesett Orchestra". Die Synthesizer-Klänge von
Georg Sehrbrock sampelte und loopte Peter Körfer, wozu Schlagzeuger Andre Hasselmann die
rhythmische Grundlage lieferte. Die Videoanimationen von Jörg Pispers komplettierten dieses
Klangerlebnis der seltenen Art. 


Dann, pünktlich um 21.30 Uhr, war es soweit: "The Dorf" betrat die Bühne. Das XXL-Ensemble
machte bereits mit dem Opener "Oval" seinem Ruf als Klangkollektiv alle Ehre. Notierte
Passagen wechselten sich mit freier Improvisation ab, ließen den Raum im Raum atmen,
vibrieren, erzittern. Allein die klangliche Dominanz war Indiz genug für die gewaltige
Bühnenpräsenz, viel mehr als Lautstärke oder Mitgliederzahl.


Das 2006 von Saxophonist Jan Klare gegründete, selbsternannte "working orchestra" mit
monatlicher Probe im Dortmunder "Domicil" überzeugte mit musikalischer Performance auf
hohem Niveau. Der Titel "Wet Poseidon" schlängelte sich nur so ins Ohr, apokalyptisch und
cineastisch zugleich, mit gewaltigem, ja zwanghaftem Sog. Dort eine singende Geige, da eine
Engelstrompete – die tiefblaue Trance ist Energie pur. Doch der sperrige Sound, das merkt man
an Teilen des Publikums, überfordert auch und verstört. Für Gaststar FM Freiheit, seines
Zeichens Klangkünstler, Schlagzeuger und Percussionist, war das die passende Bühne.

Der "Einstürzende Neubauten"-Sound-Dino schöpfte brachial und detailverliebt.


"Toller Abend", lautete die Resonanz. Dass "das Dorf ins Dorf" kam, wie Markus Türk
scherzte, bescherte 300 Gästen einen einmaligen, wenn auch nicht massenkompatiblen
Abend.Ein besonderer Dank geht an die Leitung der Liebfrauenschule Mülhausen und an das
Ministerium für Kultur NRW, das mit seiner finanziellen Unterstützung das Konzert von The
Dorf ermöglichte.